Thursday, September 06, 2007

Fairmount /Indiana - Rebel, Rebel


ich war etwa 12 jahre alt. als ich mit einem photo in der tasche den laden betrat. der befand sich im ukrainischen viertel im meiner stadt und der mann dem der laden gehoerte, dem ausseren nach aus der mongolei, zumindest irgendwoher weit hinter dem ural. runder kopf und schmale augen. meine mutter hatte mir geld in die hand gedrueckt und es war schon spaeter samstagnachmittag. die geschaefte hatten zu der zeit schon lange ladenschluss. aber dem mann aus der mongolei war das egal. er war zwar in deutschland und das war nicht das einzige was er nicht verstand. deshalb ignorierte er es einfach. nebenan betrieb er noch einen kleinen supermarkt, damals nannte man so etwas gemischtwarenladen, auch dort konnte man noch bis spaetabends einkaufen. der laden in dem ich mich jetzt befand war aber ein friseurladen. ich zog mein photo aus der tasche und zeigte es dem mann. ja, ich war bereit. so sollt es sein. keine heintjefrisur mehr, die alle muetter immer fuer ihr soehne wollten. der friseur bei dem wir sonst immer unsere haare schneiden lassen mussten, wuerde das bestimmt nicht verstehen. er war mehr der typ standardtaenzer. gefoehnte frisur, hemden mit pluderaermeln und bundfaltenhosen. don johnson fuer arme. hier war ich richtig. der man war verschlossen und stellt keine fragen. nein, er betrachtete das photo und lachte, lachte laut. dann zeigte er das photo seiner angestellten und die lachte auch, wenn auch nicht ganz so laut. ich sollte platz nehmen. so etwas war der mann nicht gewohnt. er suchte seine schere. die maenner und jungen die sonst in seinen laden kommen, waren aus der heimat. da wurden haare nicht geschnitten, sonder der kopf geschoren. als er fertig war sah es genau danach aus. nicht so wie auf dem photo, sondern nach jemandem dem der kopf geschoren wurde. ich zahlte und zog meine muetze wieder auf und nahm mir fest vor sie die naechsten wochen nicht mehr abzunehmen und diesen laden nie mehr zu betreten. es war auch das letzte mal das ich mit einem photo einen friseurladen betreten habe. der gedanke an die coolness von jeames dean ist aber immer geblieben und in der person meines grossen bruders, jahre spaeter, wieder auferstanden. man mag es kaum glauben wenn man ihn jetzt so sieht.
aber kaum achtzehn jahre alt, mit abgewetzten jeans, cowboystiefeln, nein, nicht die weissen discocowboystiefel, sondern die braunen wildlederstiefel die es damals nur beim kaltenbach im muenchen gab, seinem R4 kastenwagen und "i'm a lonely boy" von den sex pistols im cassettendeck, wenn er freitag abends richtung sonnenuntergang verschwunden ist um sonntags um mitternacht wieder aus dem nirgendwo aufzutauchen. da war er wieder da. rebel without a cause.
als er dann zur bundeswehr, verzeihung luftwaffe, kahm, inklusive kind, heirat und oberlippenbart, dort wo sie einen mann aus einem machen, war das mit dem rebel bald vorbei.